Der Feind – mein Verbündeter (1): Permakultur
In meinem letzten Blogartikel „WWOOF und MoLTW“ habe ich beschrieben wie es im Leben darauf ankommt, Dingen eine Bedeutung zu geben, wenn wir unser Tun und Dasein als sinnvoll und als ermächtigend empfinden möchten. Und dass man Bedeutungen, die man Dingen bisher zugemessen hatte, auch hinterfragen und transformieren kann! Praktische Beispiele dafür finden sich schon im Garten.
Wir haben durch erwachendes Verständnis der Zusammenhänge im Ökosystem, und durch Neugierde für deren Anwendungsmöglichkeiten, Unkraut zu schätzen gelernt. Von den Eigenschaften dieser Meister im Überleben, Besiedeln und Heilen können wir auf einfache Art über die vorhandenen Bedürfnisse des Bodens lernen und diesen entgegenkommen; wir können diese Muster sogar in anderen Strukturen wiedererkennen und bewusst damit interagieren.
Voll von Lebenskraft
Pflanzen sind zart und doch so stark und beständig. Ihre Flexibilität macht ihre Kraft aus. Feine Wurzeln brechen harten Boden und sogar Steine auf und erschaffen so über viele Generationen neue Erde.
Gras belebt eine trockene Oberfläche und widersteht jedem Sturm. Nicht umsonst werden Veränderungen von der Basis her, auch in der menschlichen Gesellschaft Graswurzelbewegungen genannt.
Eins der kraftvollsten Gräser, die Quecke, hat Wurzeln die sich metertief im Boden verzweigen und ihn wie Blutbahnen durchziehen. Durchtrennt man diese Wurzeln, haben auch die einzelnen Teile alle Voraussetzungen um die Pflanze neu austreiben zu lassen. Ihr Geschmack ist süsslich, Zeichen für hohen Energiegehalt, und sie können als Nahrung verwandt werden. In Zeiten schlechter Versorgung mit feinem Mehl sind Queckenwurzeln getrocknet und vermahlen zum Backen verwandt worden.
Ich möchte die Quecke mal mit Glaubenssystemen oder Weltanschauungen vergleichen. Sie durchziehen und beeinflussen das ganze Leben, und sind nicht auszurotten. Denn sie haben eine Struktur, eine beständige Oberfläche geschaffen, die so unter den gegebenen Bedingungen überleben konnte.
Für Frieden kämpfen ist wie für die Jungfräulichkeit v****n!
Will man Quecke im Garten „besiegen“, oder Glaubenssysteme transformieren, kann man über der bestehenden Wurzelwelt eine unabhängige Parallel-Wirklichkeit erstellen: wir benutzen eine Schicht Karton, die dann mit Erde, Kompost und Mulch bedeckt wird. Gute Transformator-Pflanzen sind Kartoffeln, daher mache ich in den Karton kleine Löcher, in die die Kartoffeln gelegt werden. Sie können sich nach unten ausbreiten und mir den Boden auflockern, während ihnen durch die Bedeckung von oben neue Nährstoffe zugefügt werden.
Auch Glaubenssysteme oder tiefwurzelnde Ängste kann man nicht ausrotten, aber man kann dicht ausserhalb von ihnen kraftvolle neuartige funktionelle und attraktive Ideen vorstellen, die unabhängig von diesen Ängsten sind und mehr Kreativität zulassen – das ist wie das Mantra beim EFT-Klopfen „Auch wenn ich dieses negative Gefühl habe, akzeptiere ich das voll und ganz, und wähle nun dieses neue positive Gefühl“. Dieses Neue nährt man und gibt ihm Zeit, Früchte zu tragen. Und die überzeugen und bereiten den Boden für nachfolgende Ideen.
Ungenutzte Ressourcen
Samen, die Informationsträger, können austrocknen oder eingefroren lange Zeiten der Unwirtlichkeit überdauern und erst dann keimen, wenn die Bedingungen für ein Wachstum angemessen sind. So bedeckt sich die Wüste nach einem Regen mit einem Blütenmeer! Und Getreide-Grabbeigaben, die in Pyramiden gefunden worden sind, waren nach tausend Jahren noch immer keimfähig. Genau so sind auch Gedanken und Ideen, sind sie gesät so mögen sie schlummern, aber ihre Essenz ist da und aufmerksam, Beobachtungen sammelnd, um zur passenden Gelegenheit aufzugehen, zum Erstaunen des Publikums, um mit Kraft über Nacht zu wachsen.
So kommt die Natur, und die Menschheit, immer wieder mit Überraschungen, ungeahnten Wendungen und Ressourcen. Das ist eine sehr positive und ermutigende Perspektive, die momentane persönliche Bewertung einer Sache auf Sicht in Frage stellen zu können und sich zu öffnen für andere Faktoren, die über den gewohnten Horizont hinausgehen. Warum nicht andere Positionen ausprobieren, die eigene Situation mit räumlicher oder zeitlicher Distanz betrachten und neu bewerten? In die Schuhe des anderen Menschen steigen oder in die von Mutter Erde?
Das Schärfen aller unserer Sinne und Erweitern unserer Fertigkeiten und Instinkte macht sicherer in der Wahl des rechten Standortes, dem Erproben neuer Methoden. Wir werden bereit zum Wahrnehmen der subtileren Signale, des Windes der Veränderung, wie die Tiere, die einem Waldbrand oder einer Tsunami entkommen.
Ist dieser Ansturm vorüber und der Schauplatz „verwüstet“ (oder „bereinigt“, je nach Auffassung), ist Raum geschaffen für neue, alte Samen der Besiedlung, genau passend zu den neuen Verhältnissen. Dies gilt in der Natur wie in uns selbst, und ist ein Anlass für Trost und optimistische Ausblicke.
Faszinierend sind die praktischen Anwendungsmöglichkeiten und die Heilkräfte von Wildkräutern. Ich bin immer zu haben für neue/alte Rezepte und Erkenntnisse, und möchte gerne zum Austausch anregen. Hier einige Favoritrezepte aus Küche und Hausapotheke.
Liebe Grüsse,
Kora
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Kora sagt:
Eine weitere Form der Transformation des Bodens unter Anwendung natürlicher, vorhandener Ressourcen ist das Kartoffel-Mistbeet:
Da wir durch den Stall und die Weide Zugang zu frischem Pferdemist haben (und das Weideland dankbar ist, von Überdüngung entlastet zu werden), legen wir jedes Jahr ein Kompostierbeet aus Pferdemist an, also einen Streifen von ca 2x6m, auf den im zeitigen Frühjahr einen halben Meter hoch Pferdemist locker aufgehäuft wird. Im Gegensatz zum festgetrampelten Mistbeet, das grosse Wärme entwickelt und so, mit Glas oder Folie bedeckt, zu einem effektiven „Treibhaus“ wird, soll hier der Mist nicht brennen sondern Kompostwürmern und Kartoffeln zur Speise dienen.
Kompostwürmer finden ihen Weg dorthin selbst, wenn sie im Land vorhanden sind, ansonsten kann man sie sammeln (oder kaufen) und einsetzen. Direkt in den frischen Pferdemist setze ich auch die Kartoffeln ein, dichter als im üblichen Beet, da das Anhäufeln mit frischem Grünabfall, Küchenkompost und weiterem Pferdemist geschieht.
Und siehe da:leckere, saubere Kartoffeln, leicht zu ernten, erfreuen uns ein gutes Stück früher im Jahr als ihre Nachbarinnen aus dem Mulchbeet, so dass die Erntezeit beträchtlich erweitert wird.
Aus dem Mist ist dann wunderbare Komposterde geworden, die im Garten verteilt werden kann. Der Untergrund ist gut gedüngt und gelockert, so dass er im nächsten Jahr mit Starkzehrern bepflanzt werden kann.
Ungläubige Nachbarn, die am Geschmack meiner „Mistkartoffeln“ zweifelten, lud ich zum Testen ein: die ursprüngliche Herkunft ihres Nährbodens tut dem Kartoffelgenuss keinen Abbruch!
Merke: in der Permakultur kann man aus Sch…;-b Lebensräume bauen!
<3 Kora
19. November 2012 um 15:17