Daumen hoch für Kommunikation!
Mein Sommer begann nach unserem META-Health Speaker’s Training wie geplant mit der Reise nach Skandinavien, wo unser Schiff „Lille Bjørn“ der Vollendung seiner Sanierung harrt – im schönen maritimen Mariehamn.
Im letzten Jahr hatten wir ihm einen „neuen Rumpf“ aus stabilem Ferrozement gebaut – und zusammen mit unseren Zukunftsplänen fürs sommerliche Leben an Bord die Einrichtung verändert: die Kombüse im Vorschiff war einem Schlafraum mit gemütlicher Doppelkoje gewichen, und eine Pantry in der Ecke des achteren Salons entstanden. Ein paar Leisten waren noch unbefestigt geblieben. Die sorgten nun für eine unvermutete Wendung, die alle Pläne zu zerstören drohte:
Bei der abendlichen Tischlerei rutschte mir ein Stechbeitel ab und schnitt mir tief in den linken Daumen!
Instinktiv hielt ich die sofort stark blutende Wunde zu, und Thorsten half mir, vom erschreckten Aufschrei alarmiert, einen Druckverband anzulegen. Jo, das muss genäht werden. Zum Glück war das Krankenhaus nicht weit. Das hatte mich vor Jahren zum letzten Mal gesehen, in einer ähnlich misslichen Lage: damals war es ein Axtkopf gewesen, der sich beim Holzhacken gelöst hatte und mir auf dem Hinterkopf niedergegangen war. Damals hatte ich auch die letzte Impfung gegen Tetanus erhalten, und die Sache war mit ein paar Stichen geklärt. Ich war zuversichtlich.
Trotzdem bewirkte der Schockzustand ein Kältegefühl und anhaltendes Zittern – der Körper verarbeitete den „gefrorenen“ Schreckmoment der Verletzung, während mein Geist ganz munter war. Auf der Behandlungsliege scherzte ich sogar etwas mit der jungen Ärztin – aber mir fiel auch etwas auf, jetzt erst! Ich konnte das Daumenendglied nicht mehr strecken. Darauf machte ich sie aufmerksam. „Oh ja wirklich, die Sehne ist ab, da!“ – sie wandte sich an die Schwester – „willst du sehen?“ Da war es also was Schlimmeres als eine Hautwunde. Ich wurde genäht, musste aber am nächsten Tag wiederkommen für eine OP, bzw für die Begutachtung, ob man das hier überhaupt machen könne! Mit gemischten Gefühlen und dem Wunsch, kompetente Ärzte am Ort zu haben, fuhren wir in der Nacht nach Hause aufs Schiff.
Und ich schrieb auf Facebook und wünschte mir „thumbs-up“ für das, was kommen sollte – die Reaktion war beste Medizin 🙂 <3:
Am nächsten Morgen erschien ich wieder, und traf gleich mehrere Ärzte. Die junge sympathische Ärztin vom Nacht-Jour war nicht dabei. Dafür ein Oberarzt, der mich erstaunt und ärgerlich anpfiff, weil ich die Antibiotikagabe in der letzten Nacht abgelehnt hatte, und weil ich sogar der Tetanusimpfung nicht zustimmte. Ich argumentierte, die Wunde hätte ja „wie blöd“ geblutet, und hätte sich auch nicht sofort verschlossen – typische Bedingungen für Tetanus sind ja kleine tiefe Stichwunden, die die anaeroben Bedingungen herbeiführen, die Tetanusbakterien zur Vermehrung brauchen. Seine Antwort war, die Wunde, die bis auf den Knochen ging, sei per Definition verunreinigt. Das überzeugte mich nicht – Definition ist Willkür und keine Begründung. Zum Glück brauchte ich aber nicht lange zu diskutieren, man notierte meine Entscheidung im Journal und akzeptierte sie.
(Auf keinen Fall will ich jemanden veranlassen, Gefahren leichtfertig zu ignorieren. Befürchtungen habe ich auch vor der Impfung nicht.)
Und mein Wunsch wurde erhört, am selben Nachmittag sollte meine Sehne genäht werden!
Ein erwähnenswerter Nebeneffekt war, dass ich so den Stationsbetrieb kennenlernte und in einem Zimmer auf meinen Termin wartete, in dem eine ältere Dame mit ihren multiplen Beschwerden lag. Wir kamen ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass sie von der gleichen Insel stammte, auf der ich sieben Jahre lang gelebt hatte! Das brach natürlich das Eis, und sie erzählte mir von ihrer Geschichte – dass sie im gleichen Jahr ihren Mann und mehrere Brüder verloren hatte, was ihren schmerzhaften Zustand eingeleitet hatte. Auf ihrem Nachttisch stand eine Batterie Tabletten. Ich deutete ihr die Zusammenhänge an. Merkte vor allem, wie gut ihr das tat, sich über ihre Heimat und Erinnerungen austauschen zu können. Bevor meine Zeit gekommen war, konnte ich ihr eine bewährte Taktik mitgeben, die ich selbst gerne nutze:
leb dich in schöne Erinnerungen, Bilder, Gedanken ein, so als würdest du in einen Fernsehfilm einsteigen und drin sein!
Lass die Gedanken los, dass das alles ja nicht mehr sei, denn in der Vorstellung ist es doch lebhaft so, oder? Denn das ist die Wirklichkeit, die dein Körper aufnimmt und sich darauf einstellt.
Fühl das so genau und real wie möglich, das zeigt dem Körper, wo es hingeht.
Die Schwester, die hinzukam, freute sich über unsere gute Unterhaltung.
Zur OP hat man mich narkotisiert, da sie recht lange dauern würde. Ich wachte also auf, und fand als erstes, dass ich den Daumen (im Gips) wieder strecken konnte – war das eine Erleichterung! Nach kurzer Stabilisationszeit ging ich beschwingt nach Hause – mich hielt es nicht über Nacht. Thorsten war erstaunt, mich schon zu sehen.
6 Wochen Immobilisierung – dann ist ja der Sommer vorbei! So hatte ich zuerst auf die Ankündigung reagiert. Nun lernte ich bald, mit 9 Fingern so geschickt wie möglich zu sein – und daneben die Hand hochzuhalten, so oft es geht. Der Gipsverband bekam eine löchrige Socke als Überzug. Spachteln, schleifen, malen, schrauben, und einhändig radfahren, ja das ging. Nach 4 Wochen bekam ich eine Orthese, eine abnehmbare Stütze, und ein paar Übungen zur Rehabilitation. Ich muss sagen, dass ich die Orthese nach einer Woche ablegte: sie verursachte Druck und Schmerz am Daumen, und ich hatte es gut im Gefühl, was ich mit der Hand machen konnte. Automatisch war da wie eine Aura der Vorsicht um den Daumen, der sich langsam daran gewöhnte, alle Positionen einnehmen zu dürfen.
Die Ergotherapeuten waren zufrieden mit mir: in den Anzeichnungen steht „har stenkoll“ („hat die Heilung steinhart im Griff“). Kein Wunder bei den vielfältigen Aufgaben einer Bootsrenovierung! Auch über META-Health und mentales Training durfte ich ihnen erzählen, und erweckte Neugier.
Derweil fragten mich meine Studenten bei der Livesession, was denn meine META-Bedeutung dieses Ereignisses wäre? Die Antwort darauf schoss mir von einem Moment auf den anderen ein…
Und ich verrate sie, zusammen mit wertvollen Infomationen und Anleitungen, im nächsten Webinar:
„META-Bedeutung – die Erlaubnis zur Heilung“